Monumental

Das Grüne Band auf dem Weg zum Nationalen Naturmonument
Thüringen hat den Anfang gemacht.

Phänomenal
Entdecken Sie
das Grüne
Band Thüringen

Das Grüne Band

International
Ein Grünes
Band durch
ganz Europa

Der Eiserne Vorhang trennte von 1945 bis 1989 ganz Europa. In seinem Schatten entwickelte sich auf über 12.500 km Länge vom Eismeer bis zum Schwarzen Meer ein weltweit einzigartiges, zusammen­hängendes Band vielfältiger Lebens­räume von Arten, die anderswo bedroht oder ganz verschwunden sind.

Die Vision, aus einem menschenfeindlichen Todesstreifen ein verbindendes Grünes Band Europa zu schaffen, in dem seltene Tiere und Pflanzen überleben können und Menschen aus 24 Ländern gemeinsam an einer friedlichen und nachhaltigen Zukunft arbeiten, ist ein Hoffnungsschimmer in Zeiten, in denen Kriege wieder als Lösung für politische Konflikte gesehen werden.

Angestrebt wird derzeit sogar eine Ausweisung des Grünen Bandes Europa als gemischtes Weltnatur- und kulturerbe. www.europeangreenbelt.org

Naturmonument

Denkmal!
Thüringen ist Vorreiter

Nach dem Vorbild der National Monuments in den USA schuf der Bundestag im Jahr 2009 eine neue Schutzgebietskategorie – das Nationale Naturmonument. Damit können herausragende Gebiete aufgrund ihrer Seltenheit, Eigenart oder Schönheit und ihrer wissenschaftlichen, naturgeschichtlichen, kulturhistorischen oder landeskundlichen Besonderheit geschützt werden.

Als erstes Bundesland hat Thüringen das Grüne Band als Nationales Naturmonument ausgewiesen - als Schatzkammer der Artenvielfalt und lebendiges Denkmal der Geschichte. Die Ausweisung des Nationalen Naturmonuments eröffnet Chancen für Mensch und Natur am Grünen Band. Eine naturgerechter Nutzung erhält das Grüne Band für Tiere und Pflanzen und lässt Menschen die Spuren von Natur und Geschichte entdecken.

Naturmonument

Merkmal
das hat Schutzwert

Das Grüne Band verbindet als halboffene, teils extensiv genutzte Struktur unterschiedliche Lebensräume miteinander und stellt ein Rückgrat im Biotopverbund dar. Das lässt sich auch an der Vielzahl der Schutzgebiete auf beiden Seiten erkennen. Im Grünen Band Deutschland finden sich mehr als 1.200 Arten der Roten Liste Deutschlands.

Mit seiner Verbindung aus Natur und Geschichte hat das Grüne Band als Naturschutzprojekt ein absolutes Alleinstellungsmerkmal. Hier treten Biotope auf, die früher typisch für unsere Kulturlandschaft waren, aber aufgrund der Nutzungsintensivierung selten geworden sind. Wo früher die Grenze Familien und Freunde trennte, lädt das Grüne Band heute zur gemeinsamen Aufarbeitung der Geschichte ein.

Geschichte

Brutal
die inner- deutsche Grenze

1945 Nach dem Ende des 2. Weltkriegs übernehmen die Alliierten Frankreich, Großbritannien, USA und Sowjetunion die Verwaltung der vier Besatzungszonen und Berliner Sektoren im besiegten Deutschland.
Die Demarkationslinie zwischen den Zonen wird mit Holzpfeilern und Farbe an Bäumen markiert. Der kleine Grenzverkehr ist für Landwirt*innen und Arbeitspendler*innen möglich.

1946 Churchill erklärt in seiner berühmten „Iron-Curtain-Rede“: „Von Stettin an der Ostsee bis Triest an der Adria hat sich ein Eiserner Vorhang auf Europa herabgesenkt.“
Mit der Abschottung des Ostblocks beginnt der Kalte Krieg. Im Juni sperrt die Sowjetische Militärverwaltung die Demarkationslinie zu den westlichen Besatzungszonen – mit Einführung des Interzonenpasses ist die Grenze nur noch eingeschränkt passierbar.

1949 Mit der Gründung der beiden deutschen Staaten wird aus der Zonengrenze die deutsch-deutsche Grenze.
Zusätzlich zu den seit 1947 aufgestellten Hindernissen aus Stacheldraht an schwer einsehbaren Stellen und den Straßensperren an grenzüberschreitenden Straßen und Wegen werden die ersten Wachtürme aus Holz errichtet.

Geschichte

1952 Entlang der Grenze wird neben einem 10 m breiten Kontroll- und einem 500 m breiten Schutzstreifen eine 5 km breite Sperrzone eingerichtet. Den Einwohner*innen des Sperrgebiets sind Ein- und Ausreise nur mit Passierschein und Kontrollen möglich. Westbesuch ist verboten und selbst Verwandte und Befreundete aus der DDR brauchen Besuchsgenehmigungen.
Mit der sog. „Aktion Ungeziefer“ startet die Zwangsaussiedlung vieler Familien aus dem Grenzgebiet.

1961 Nach dem Bau der Berliner Mauer wird der Kontrollstreifen an der innerdeutsche Grenze zum Todesstreifen ausgebaut: Minen, Selbstschussanlagen und Schießbefehl sollen Fluchtversuche in den Westen verhindern.
Mit der „Aktion Kornblume“ werden nochmals viele Anwohner*innen aus dem Sperrgebiet zwangsumgesiedelt. Insgesamt waren von beiden Aktionen mehr als 11.000 Menschen betroffen.

Final
das Ende des eisernen Vorhangs

1989 Im Frühjahr lockert Ungarn die Sicherung der Grenze zu Österreich und setzt den Schießbefehl aus. Ein „Loch“ im Eisernen Vorhang tut sich auf und löst eine Massenflucht von DDR-Bürgern*innen in den Westen aus.
Die friedliche Revolution führt zum Fall der Mauer am 9. November 1989 und zur Grenzöffnung. Bereits am 9. Dezember treffen sich auf Einladung des BUND 400 Naturschützer*innen aus Ost und West und verabschieden eine Resolution zum Schutz des Grünen Bandes.

Geschichte

Zentral
vom Todes- streifen zur Lebenslinie

1990 Der BUND veranstaltet eine erste Pressefahrt am Grünen Band. Gemeinsam mit dem Landesbund für Vogelschutz werden erstmals die hier lebenden Arten, darunter viele seltene Vogelarten, erfasst.
Nach der Wiedervereinigung der beiden deutschen Staaten beginnt im November eine West-Ost-Initiative aus Naturschutz, Kirche, Kunst, Kommunen und Wirtschaft mit der Pflanzung des BAUMKREUZES bei Ifta.

1996 Das Mauergrundstücksgesetz regelt die Ansprüche der früheren Alteigentümer*innen. Die Grundstücke entlang der ehemaligen Grenze werden ihnen zu ermäßigten Preisen zum Rückkauf angeboten. Grundstücke, auf die kein Anspruch besteht, können ohne Rücksicht auf Naturschutzaspekte auf dem freien Markt verkauft werden.
Sachsen stellt sein gesamtes Grünes Band unter Schutz.

1998 Bayern und Thüringen starten das erste grenzüberschreitende Arten- und Biotopschutzprojekt „Steinachtal Linder Ebene“: Modellhaft wird das Grüne Band gesichert. Achsen ins Umland entwickelt.
Zwei Jahre später erwirbt der BUND mit der Hilfe von Spenden die ersten Flächen im Grünen Band. – Heute besitzt und entwickelt der BUND bundesweit mehr als 1.300 ha.

Geschichte

2002 Gorbatschow weiht das WestÖstliche Tor im Eichsfeld als Symbol für die Überwindung der Teilung ein. Mit der Initiative Grünes Band Europa erhält das Engagement für die ehemaligen Grenzflächen eine neue Dimension.
Von der Ostsee bis nach Sachsen findet eine erste flächendeckende Bestandserfassung im Grünen Band statt. Die Ergebnisse belegen seinen Wert für die Artenvielfalt und als Biotopverbund.

2010 Nach langem Ringen um ihren Erhalt werden die  bundeseigenen Flächen im Grünen Band mit der Verpflichtung zum Schutz an die Länder übertragen.
Der Schluss von Lücken im Grünen Band und die naturschutzgerechte Pflege von wertvollen Magerrasen und Zwergstrauchheiden beginnt – großenteils durch engagierte Schäfer*innen. Aber auch viele Freiwillige pflegen die Biotope vor Ort.

Monumental
Natur und Erinnerung

2018 Der Freistaats Thüringen weist die gesamten 763 km des Grünen Bandes Thüringen als Nationales Naturmonument aus. Weitere Bundesländer schließen sich an. 2023 Hessen weist Hessen als erstes Bundesland einen Streifen entlang der ehemaligen Grenze als NNM aus. Der BUND setzt sich für eine Ausweisung des Grünen Bandes Europa als gemischtes Weltnatur und -kulturerbe ein. Denn das Grüne Band hat für den europäischen Biotopverbund und eine gemeinsame Erinnerungskultur eine enorme Bedeutung.

360°
Touren

Das Grüne Band Thüringen ist jetzt auch in interaktiven 360°-Touren zu erleben.

Erkunde Natur und Geschichte entlang der ehemaligen innerdeutschen Grenze. Erfahre mit spannenden Filmen, Zeitzeug*inneninterviews, Dokumenten vom Leben im Sperrgebiet, Zwangsaussiedlungen und der erstaunlichen Artenvielfalt des Grünen Bandes.

FAQ

Zehnmal
Die wichtigsten Fakten zum
grünen Band

Was ist das Grüne Band?

Der Eiserne Vorhang trennte von 1945 bis 1989 Europa in zwei Welten. Entlang der streng bewachten Grenze konnte sich die Natur entwickeln – von Menschen kaum gestört. So entstand ein monumentales, weltweit einzigartiges, zusammenhängendes Band vielfältiger Lebensräume, die anderswo bedroht oder ganz verschwunden sind.

Dieses Europäische Grüne Band ist über 12.500 km lang, durchquert heute 24 Staaten und zieht sich von der eiskalten Barentssee an der Grenze von Skandinavien zu Russland bis hinunter zu den warmen Küsten des Mittelmeeres in Albanien und des Schwarzen Meeres in Bulgarien.
Dabei verbindet das Grüne Band ganz unterschiedliche Biotope miteinander. Seltene Tiere und Pflanzen können sich entlang dieses Bandes ausbreiten und zwischen geeigneten Lebensräumen größtenteils gefahrlos wandern. Große Teile wurden unter Naturschutz gestellt, damit die erstaunliche biologische Vielfalt an der ehemaligen Grenze erhalten bleibt.
Das Grüne Band erinnert als lebendes Denkmal an das Leid des Kalten Krieges und ist ein Symbol für die friedliche Revolution. Seine Entwicklung vom Todesstreifen zur Lebenslinie ist einmalig. Es muss bewahrt werden, denn was könnte das einstmals geteilte Europa besser verbinden als die Natur, für die die ehemalige Grenze nie eine wirkliche Barriere war?

www.europeangreenbelt.org

WAS IST EIN NATIONALES NATURMONUMENT?

Mit der Novelle des Bundesnaturschutzgesetzes im Jahr 2009 wurde vom Bundestag eine neue Schutzgebietskategorie geschaffen – das Nationale Naturmonument. Damit können herausragende Gebiete für ihre nationale Bedeutung gewürdigt werden. Im Unterschied zu Nationalparks können Nationale Naturmonumente kleinflächiger und vom Menschen beeinflusst sein. Das Ausweisungskriterium der nationalen Bedeutung der Gebiete haben sie jedoch gemeinsam. Im Gegensatz zu Naturschutzgebieten spielt bei Nationalen Naturmonumenten (NNM) der Kulturwert neben dem Naturwert eine wichtige Rolle. Das Grüne Band Thüringen war mit ca. 6.850 ha das erste großflächige Nationale Naturmonument (vgl.: www.bfn.de/themen/gebietsschutz-grossschutzgebiete/nationale-naturmonumente.html)
Mittlerweile haben weitere Bundesländer ihr NNM Grünes Band ausgewiesen: Sachsen-Anhalt, Brandenburg und 2023 als erstes westliches Bundesland Hessen.

Bundesnaturschutzgesetz §24, (4):

„Nationale Naturmonumente sind rechtsverbindlich festgesetzte Gebiete, die

  1. aus wissenschaftlichen, naturgeschichtlichen, kulturhistorischen oder landeskundlichen Gründen und
  2. wegen ihrer Seltenheit, Eigenart oder Schönheit
von herausragender Bedeutung sind. Nationale Naturmonumente sind wie Naturschutzgebiete zu schützen.“

Warum ist das Grüne Band so schützenswert?

Im Zuge der innerdeutschen Grenzsicherung wurde in Deutschland ein durchschnittlich 111m breiter und 1.393 km (in Thüringen 763 km) langer und wenig zerschnittener Streifen freigehalten. Dadurch entstand eine halboffene Landschaft mit Rohbodenstandorten und Altgrasfluren mit einzelnen Gehölzen, Mooren, Heiden und Flussauen. Durch den Verzicht auf Düngung hatte eine Vielzahl konkurrenzschwächerer Kräuter eine Chance und mit ihnen seltene Insekten, die oft an spezifische Blütenpflanzen gebunden sind. Entlang dieses Streifens konnten sich viele seltene Tiere und Pflanzen fortbewegen, die in der übrigen Landschaft Probleme hatten, von einem Biotop zum nächsten zu gelangen. In dem unter strengster Bewachung selten gemähten Grasland fühlte sich auch eine Vielzahl bodenbrütender Vogelarten wohl. Der Grenzstreifen entwickelte sich zu einem Refugium seltener Arten, die aus der immer intensiver genutzten Landschaft verschwanden. Er wurde zum längsten Biotopverbund Mitteleuropas, den die verschiedensten Arten nutzen von: Wildkatze, Fischotter und Luchs bis zur Wanstschrecke.

Trotz des zunehmenden Nutzungsdrucks nach dem Mauerfall und Veränderungen durch Landbewirtschaftung bzw. Nutzungsaufgabe blieb ein ein Großteil der wertvollen Biotope und Arten wie auch die Biotopverbundfunktion erhalten, wie flächendeckende Bestandserfassungen des Bundesamtes für Naturschutz 2001 und 2012 und regelmäßiges Monitoring ausgewählter Flächen belegen. Die Übertragung bundeseigener Flächen an die Länder und der Status als Nationales Naturmonument erleichtern Schutz und Entwicklung des Grünen Bandes als Schatzkammer der Artenvielfalt und Erinnerungslandschaft

Was macht das Grüne Band so besonders?

Bereits in den 70er Jahren entdeckten Naturschützer*innen aus der BRD, dass ausgerechnet der menschenfeindliche Todesstreifen sich zu einem Rückzugsraum der Natur entwickelt hatte und tauschten sich mit Freund*innen aus der DDR über ihre Funde aus, streng beobachtet von der Staatssicherheit. Gleich nach dem Mauerfall, im Dezember 1989, organisierte der BUND ein Treffen von Naturschützer*innen aus Ost und West zur besonderen Bedeutung des Grenzstreifens für die Natur. 400 Teilnehmende verabschiedeten eine Resolution zum Schutz dieses „grünen Bandes“. Seitdem engagieren sich eine Vielzahl von Menschen, die früher durch die Grenze getrennt waren, gemeinsam für den Erhalt des Grünen Bandes als Perlenkette der Natur, lebendiges Denkmal der Geschichte und Begegnungsort. Die grenzüberschreitende Zusammenarbeit von 24 Ländern auf europäischer Ebene entlang des „Grünen Bandes Europa“ ist ebenso einzigartig wie die Zusammenarbeit über Fachgebietsgrenzen hinweg. Das Grüne Band als lebendige Spur der Geschichte in der Landschaft trägt zudem dazu bei, dass sich Menschen aus Ost und West und verschiedenen Generationen ihre Geschichten erzählen und ist somit ein aktiver Beitrag zur Aufarbeitung der deutsch-deutschen und europäischen Geschichte.

www.bund.net/gruenes-band

Soll man die Natur am Grünen Band sich selber überlassen oder darf es noch genutzt werden?

Um Flüchtende schnell erkennen zu können, wurde der Todesstreifen in regelmäßigen Abständen freigehalten. Nur direkt an der Landesgrenze selbst wurde oft das Aufkommen von Bäumen und Sträuchern toleriert. Dadurch hat sich eine halboffene Landschaft entwickelt. Hier fühlen sich typische Arten unserer Kulturlandschaft wohl, die ansonsten mittlerweile am Verschwinden sind.

Artenvielfalt braucht beides: Wildnis vor allem in alten Wäldern und Landschaftspflege z.B. in strukturarmen Regionen auf nährstoffarmen Standorten der Mittelgebirge und im Grünen Band. Hier erhalten Mahd und Beweidung u.a. seltene Bergwiesen und Borstgrasrasen, Halbtrockenrasen, Zwergstrauchheiden und Feuchtwiesen für Mensch und Natur. In Bereichen, in denen die Offenhaltung nicht möglich ist, ist im Grünen Band eine allmähliche Entwicklung zu Naturwäldern vorgesehen.

Da das Grüne Band eine besondere Bedeutung für den Offenland-Biotopverbund besitzt, ist eine extensive Mahd oder Beweidung auf einem Großteil der Flächen explizit erwünscht. Gerade für Wanderschäfer*innen hat das Grüne Band eine besondere Bedeutung, da durchgehende Wanderrouten selten geworden sind und die Schäfer*innen über das Grüne Band auch zu anderen wertvollen Biotopen gelangen. Das Grüne Band hat sich zu einem Anziehungspunkt für Landnutzende entwickelt, die Wert auf traditionelle und naturnahe Nutzungsformen legen. Extensive Mahd oder Beweidung mit Schafen, Ziegen, Robustrindern und Konikpferden machen die Landschaft für Anwohnende und Tourist*innen attraktiver und schafft zudem mehr Arbeitsplätze als eine weitgehend maschinisierte Intensivnutzung. Hier setzen wir uns dafür ein, dass sie auch entsprechend honoriert wird und schaffen mit Entbuschungsmaßnahmen neue landwirtschaftlich nutzbare Flächen. Auf kleinen schwer bewirtschaftbaren Flächen bringen wir mit Freiwilligeneinsätzen z.B. auf Orchideenwiesen Menschen im gemeinsamen Erlebnis zusammen.

Warum weist jedes Bundesland sein eigenes Nationales Naturmonument aus?

Naturschutz ist Ländersache, d.h. auch ein Nationales Naturmonument wird vom Bundesland ausgewiesen. Mit seinen 763 km Länge hat Thüringen den größten Anteil am längsten Biotopverbund Deutschlands. Der Freistaat Thüringen hat wie schon bei der Flächenübertragung und der aktiven Teilnahme an deutschen und internationalen Projekten zur Entwicklung des Grünen Bandes eine Vorreiterrolle eingenommen. Doch auch andere Bundesländer bereiten sich auf eine Ausweisung ihres Teils des Grünen Bandes als Nationales Naturmonument vor oder haben sie schon durchgeführt. Für Thüringen heißt es nun, die Chancen des Nationalen Naturmonuments zu nutzen und das Grüne Band als Lebens- und Rückzugsraum für Mensch und Natur zu entwickeln.

www.naturmonument.thueringen.de

Wer ist verantwortlich für das Nationale Naturmonument?

Die Stiftung Naturschutz Thüringen ist der Träger des Nationalen Naturmonuments Grünes Band Thüringen. Diese Verantwortung übernimmt sie gemeinsam mit lokalen Akteur*innen wie den Nationalen Naturlandschaften und den Grenzlandmuseen. Im sogenannten Pflege- und Entwicklungs- und Informationsplan, den der Träger mit weiterne Akteuren erstellt, werden Leitlinien und Maßnahmen zum Schutz und zur Erlebbarmachung von Natur und Geschichte am Grünen Band vorgeschlagen. Denn das Grüne Band ist vielfältig. Jede Art und jedes Biotop hat besondere Ansprüche und jede Region besondere Stärken und Potentiale.

Eine Umsetzung von Maßnahmen auf Privatflächen bedarf der Zustimmung der Eigentümer*innen und Nutzungsberechtigten, die mit guten Argumenten gewonnen werden müssen. Selbstverständlich spielt der BUND Thüringen als Impulsgeber, Flächeneigentümer und Akteur weiterhin eine große Rolle, denn er führt zahlreiche eigene Projekte vor Ort und sogar auf internationaler Ebene durch und ist in der Fläche mit einer Vielzahl von Haupt- und Ehrenamtlichen vertreten, die Biotope pflegen, seltene Arten unterstützen und Exkursionen leiten.

www.stiftung-naturschutz-thueringen.de
www.bund-thueringen.de

Wie wird im Nationalen Naturmonument Grünes Band mit der Geschichte umgegangen?

Auch wenn die Idee des Grünen Bandes von aktiven Naturschützer*innen entwickelt wurde – von Anbeginn war allen Beteiligten bewusst, dass der frühere Todesstreifen zu viel Leid geführt hatte, dass an der ehemaligen Grenze Menschen getötet, Familien und Befreundete getrennt, Anwohner*innen zwangsausgesiedelt und bespitzelt wurden und auch viele Grenzer dem inneren Druck nicht standgehalten und den Selbstmord gewählt hatten. Die ersten jugendlichen Naturforschenden im Grenzgebiet waren bei ihren Erfassungen von der Stasi beobachtet worden. Sie konnten sich im Rahmen des kleinen Grenzverkehrs nur auf der DDR-Seite treffen und glaubten nicht an die Möglichkeit des ungehinderten Gegenbesuchs. Viele der ersten Akteur*innen am Grünen Band kamen aus der Umwelt- und Bürgerrechtsbewegung der DDR.

Das Einzigartige am Projekt Grünes Band war von Anfang an die Idee, aus dem menschenfeindlichen Todesstreifen eine Lebenslinie zu machen, eine Begegnungszone zu schaffen, der Menschen aus Ost und West, Jung und Alt, dazu bringt, sich ihre unterschiedlichen Lebensgeschichten zu erzählen und eine gemeinsame Zukunft zu gestalten.

Das Grüne Band regt als lebendige Spur der Geschichte in der Landschaft dazu an, sich konstruktiv und gemeinsam mit den Themen Demokratie und Freiheit, Landnutzung und Naturschutz und der deutschen Teilung auseinanderzusetzen. Regelmäßig gehen wir mit Kindern und Jugendlichen ins Grüne Band und lassen sie Spuren der Natur und der Geschichte entdecken. Es gibt bereits seit langen Jahren eine fruchtbare Zusammenarbeit zwischen Naturschützer*innen und den Grenzlandmuseen, z.B. bei Bildungsprojekten.

www.bund.net

Was bedeutet das Grüne Band für eine touristische Entwicklung?

Bereits jetzt zieht das Grüne Band viele Tourist*innen aus dem In- und Ausland in die ehemaligen Grenzregionen. Die Menschen kommen, um Natur und Landschaft zu erleben und gleichzeitig etwas über die innerdeutsche Geschichte zu erfahren. Daher soll auch für das Nationales Naturmonument Grünes Band das Prinzip gelten: Jede*r darf das Grüne Band erleben, denn nur wer die Natur kennt, ist auch bereit, sie zu schützen. Für Radfahrende gibt es die Initiative „Iron Curtain Trail“. Hier werden Routen entwickelt, die Geschichte und Natur am Grünen Band erleben lassen, ohne das Fahrrad auf den Lochplatten zu verschleißen oder seltene Vögel aufzuschrecken.
Bereits bisher haben wir im Projekt „Erlebnis Grünes Band“ modellhaft Angebote für Tourist*innen entwickelt wie z.B. Audiotouren mit Zeitzeugenberichten und naturkundlichen Informationen. Mit Landschaftspflegemaßnahmen haben wir tolle Bergwiesentälchen für seltene Arten wie Arnika und Wiesenknopf-Ameisenbläuling freigestellt, was Wandernden zugute kommt, die sonst in Fichtenforsten den Überblick verlieren würden. Der beste Garant für Naturtourismus ist eine intakte Natur, die Mensch und Tier ein Überleben ermöglicht.

www.gruenes-band-wandern.de
www.ironcurtaintrail.eu

Welchen Mehrwert haben die ehemaligen Grenzregionen von einem Nationalen Naturmonument Grünes Band?

Die Einzigartigkeit des Grünen Bandes als Schatzkammer der Artenvielfalt und Erinnerungslandschaft hat bereits viele Menschen in die meist abgelegenen Regionen des Grünen Bandes gelockt und diese bekannter gemacht. Das Grüne Band hat sich zu einem Anziehungspunkt für Liebhaber*innen der Natur und traditioneller Bewirtschaftungsformen entwickelt. Dort, wo lokale Beteiligte sich langfristig für eine sanfte Landentwicklung einsetzen und diese auch entsprechend gefördert wird, können durch die speziellen Stärken des Grünen Bandes Arbeitsplätze in Tourismus, Gastronomie und Vermarktung regionaler Produkte entstehen, wie es in anderen Großschutzgebieten bereits der Fall ist. Eine Auszeichnung als Nationales Naturmonument und perspektivisch als Welterbe erhöht dabei die Attraktivität für die Landschaften und ihre Produkte.